Es ist spät geworden gestern. Vielleicht liegt es ja daran? In der Arbeit war ich so gut im Flow, dass ich erst um 17:30 aus dem Büro spaziert bin. Auf die Autobahn, durch den Wald und runter in den Stuttgarter Kessel.
Als ich zuhause ankomme, ist der Kühlschrank natürlich leer, der Geldbeutel ebenso. Also zuerst zur Bank, dann zum Supermarkt. Ich bin bei Kleineinkäufen ein notorischer Barzahler. Noch schnell die Büro- gegen die Straßenschuhe getauscht und wegen der letzten Sonnenstrahlen des Tages die dünne Jacke übergestreift. Im Supermarkt landet Nerven- und Entspannungsnahrung in meinem Rucksack. An der Kasse passe ich beim Anstellen nicht auf und erwische die Schlange, die von der langsamsten Kassiererin Stuttgarts abgefertigt wird, obwohl ich mir letztens vornahm, mich nicht mehr bei ihr in die Reihe zu stellen. Noch kurz beim Drogeriemarkt nebenan vorbeigeschaut, um meinen Vorrat an Männerhygieneartikel aufzufrischen. Hier muss ich deutlich kürzer warten, denn es wird schon bei drei Wartenden eine zweite Kasse aufgemacht.
Während ich meine Einkäufe in den Rucksack schmeiße, legt mir die Kassiererin eine Probepackung Antifaltencreme hin. „Kostenlos zum Probieren!“ Mir kommen Selbstzweifel. Sehe ich mit meinen 28 Jahren schon so alt aus, dass ich Antifaltencreme nötig habe? Ich habe doch noch keine Falten! Höchstens Lachfalten, aber in diesem Moment ist mir nicht nach Lachen zumute. Oder haben die 10 Stunden im Büro so an meinem Erscheinungsbild genagt?
Der Typ in der Schlange hinter mir packt zwei Packungen biologisch-dynamischen Apfelsaft in seine Tasche. Ihm gibt die Kassiererin ein Probepäckchen Gesichtswaschgel mit.
Ich bin beruhigt und atme erleichtert auf: Na dann lieber Falten als ein unreines Gesicht!
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